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Birgit Dallmer, vormals Becker, kenne ich aus meiner Zeit als Lehrerin an der Grundschule Königshöher Weg. Sie war dort elf Jahre lang bis zum Sommer 2010 unsere engagierte Hausmeisterin. Sie hatte das große „Vergnügen“, den Umbau der Schule mit zu erleben, zu beaufsichtigen und zu erleiden, war gleichzeitig für die Ausräumung der Hauptschule Simonsstraße mit zuständig bis zur Übergabe an Stephan Frischemeier. Und als sie 2010 zur Hauptschule an der Aue (jetzt Laurentiusschule) wechselte, war sie wieder und ist es bis heute- mit involviert ins Umbaugeschehen.
Jetzt sitze ich zusammen mit meinem Mann bei Birgit in der Küche, in der Ecke liegt friedlich Max, der elfjährige Welshterrier und sie erzählt aus ihrem bewegten Leben, das eng mit dem Arrenberg verknüpft ist.
Birgit Dallmers Vater arbeitete bei den Bayerwerken und als die Familie 1965 aus der engen Zweizimmerwohnung ohne Bad und mit Toilette auf halber Treppe von Sonnborn zum Arrenberg in die Simonsstraße 81 zog, waren alle überglücklich über die geräumige Wohnung mit dem Komfort von Bad und Toilette in der Wohnung.
Sie wird 1966 in die Volksschule Simonsstraße eingeschult. Im Sommer 1968 wird die Volksschule Simonsstraße zur Hauptschule, die Volksschule Königshöher Weg zur Grundschule und die jüngeren Kinder, so auch Birgit, wechseln von der Simonsstraße zum Königshöher Weg. In die Grundschulzeit reichen auch die beiden Kurzschuljahre, die es damals in Nordrhein-Westfalen gab. Nach der Grundschulzeit geht es auf der Hauptschule Simonsstraße weiter, wo sie 1974 ihren Abschluss macht und eine Lehre als Chemielaborwerkerin bei Bayer beginnt und abschließt.
Was ihr spontan als Highlight ihrer Kindheit am Arrenberg einfällt: der Sprenkelwagen im Sommer, hinter dem sie mit den anderen Kindern barfuß her läuft, das gemeinsame Spielen auf dem Schillerplatz, auf dem sie in den Rosenhecken versteckt sich als Dornröschen fühlt. Als Jugendliche muss sie Ausreden erfinden, um unter Gleichaltrigen sein zu können, so ist es ein Vergnügen, bei Carsten Stangs in der Arrenberger Straße mit den anderen Musik zu hören und Feten zu feiern und mit den Jungs auf Mofa und Mokick auf die Königshöhe zu fahren.
Was war am Arrenberg früher anders als heute?
Nun sprudelt es aus ihr heraus. Es gab ganz viele Läden hier und sie beginnt aufzuzählen: den Konsum Ecke Fröbel/Simonsstraße, den kleine Sparladen, in der Löwenstraße den Eier- und Milchmann, wo die Butter Stückweise abgeschnitten und Milch in Flaschen mit Gold- und Silberdeckeln verkauft wurde, in der Gutenbergstraße eine Metzgerei, ebenso eine Ecke Simons-/ Senefelderstraße; eine Keksfabrik gab es auf der Simonsstraße gegenüber der Schule wo heute der Abbeizladen ist, dort war die Keksbackstube, daneben ein Edekaladen, weiter ein Elektrofachgeschäft und der „Uhuladen“: ein bei Kindern sehr beliebtes Schreibwaren, Spielzeug- und Süßigkeitengeschäft, gegenüber ein Frisör. Es gab noch ein Tapetengeschäft, und eine Drogerie; Ecke Riemen/Senefelderstraße war ein Kiosk, an der nächsten Ecke ein Bekleidungsladen, in dem auch Nähutensilien verkauft wurden. Die alte Post auf der Simonsstraße ist noch vielen bekannt, gegenüber gab es einen Blumenladen. Ach ja, auf der Arrenberger Straße einige Häuser neben Stangs gab es noch einen Schuhladen usw. usw.
Nach ihrer Lehre findet Birgit zunächst keine Arbeit, nach einem sechswöchigen Intermezzo in Viersen kommt sie kurzfristig bei einem amerikanischen Freiprediger im Briller Schlösschen unter. Dann arbeitet sie bei ihrer Patentante in einem Busunternehmen als Mädchen für alles. Mit 18 Jahren erhält sie eine Arbeit in der Buchbinderei der WZ.
Die Heirat verschlägt sie nach Barmen, die Tochter Heike, inzwischen selbst Mama, wird geboren. Birgits Mann wird Hausmeister in der Stadthalle und die Familie zieht Dezember 1987 in die Gravelottestraße – zurück Richtung Arrenberg. Frank wird geboren. Der Mann verstirbt. Birgit muss neben der Kindererziehung jobben, sie arbeitet 9 Jahre im Jugendfreizeitheim Vohwinkel Gräfrather Straße.
Ja, und dann 1999: Hausmeisterin in der Grundschule Königshöher Weg. Es gefällt ihr, dass sie zu der Schule zurück kehrt, die sie selber besucht hat und in der auch ihre Kinder und ihr Mann zur Schule gegangen sind, ebenso die Vertretung der Hausmeisterei in der Hauptschule Simonsstraße, so schließt sich der Kreis. Und ab 2000 wohnt sie auf dem Königshöher Weg Nr. 5, dem schönen Hausmeistergebäude neben der Grundschule mit dem Blick über einen zauberhaften Garten, an dessen Stelle sich früher eine Schafsweide erstreckte. Im Winter hat sie manchmal einen Blick bis zum Bethesda. Neben dem Gebäude Nr. 5 ist übrigens die Garage, in der Horst Tappert alias Derrick, der früher in der Quellenstraße gewohnt hat, sein Auto parkte, erzählt sie.
Als sie aus Barmen zur Gravelottestraße und später dann zum Königshöher Weg zieht, ist es wie ein Nachhausekommen. Das gefällt ihr: Die alte Frau Scharrenberg hört ihre Stimme im Laden, kommt aus der Backstube und ruft: “Sind Sie die Birgit, die früher in der Simonsstraße gewohnt hat?” Sie trifft eine alte Klassenkameradin wieder, die ihr bescheinigt: “Ich habe dich an deinem Lachen erkannt, das hat sich nicht verändert!”
Auch wenn sie nicht mehr an der Grundschule Königshöher Weg tätig ist, wird sie von den Kindern des Viertels freudig begrüßt: “Hallo Frau Becker”, “eh eh , das ist doch Frau Dallmer”, andere rufen “Frau Damaschke“(neue Hausmeisterin), das findet sie lustig.
Was sie traurig macht: Dass die ganzen Läden verschwunden sind. Es wäre sehr schön, wenn es z.B. eine Art Tante Emmaladen gäbe, wo man ganz schnell etwas kaufen könnte, was man bei seinem Großeinkauf vergessen hat und wo auch alte Leute und Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, ihre Besorgungen machen und ein Schwätzchen halten könnten.
Ob sie in den letzten Jahren eine Veränderung am Arrenberg festgestellt hat?
Ja, schon. Was ihr besonders gut gefällt ist der umgestaltete Schulhof der Simonsstraße zu einem wunderschönen Aufenthaltsort für Groß und Klein. Letzten Sommer hat sie mit ihrer Freundin dort gesessen, auf der Bank um den Baum, hat ein Würstchen gegessen, ein Bierchen getrunken, der Musik gelauscht, die Beleuchtung des Gebäudes bewundert und sich wie im Urlaub gefühlt. Das möchte sie bald wiederholen.
Eine spannende Geschichte…Ich würde es auch begrüßen, wenn wieder einige Geschäfte ansässig würden. Vielleicht kleine ausgefallene Läden, ähnlich Luisenstrasse???
Es gefällt mir gut, dass ich Birgit Dallmer hier wieder begegne. Sie steht beispielhaft für den Arrenberger: engagiert, freundlich, humorvoll, lebensfroh, nachdenklich und offen.
Inge Karsties
Ich komme nicht vom Arrenberg, nur aus Cronenberg aber ich bin begeistert was hier unten im Tal alles passiert und wie schön die Menschen ihre Hofschaften wiederentdecken und gestalten.
Hinter jedem Tor oder durch jede Löw finden sich kleine Paradiese. Einfach schön.
Und Spass haben kann man echt gut mit der Birgit, hätte mir keine bessere Arbeitskollegin wünschen können. Ich hätte nur noch einen Tip an alle Hundebesitzer: Auch oder gerade am Arrenberg sollte jeder Hinterlassenschaften mitnehmen