Wackeltreff

Schwarze Gummistiefel, in Gold bemalt mit dem Logo der Einstürzenden Neubauten, Klamotten vom „Lumpi“, wo man wunderbare Sachen aus den Containern fischen konnte, das Kilo für dreimarkachtzig.  Dazu die kurzen Haare punkig gestylt. Die Klamotten natürlich schwarz. Das Marilyn Kleid ebenso wie die eingefärbten Schlafanzughosen aus den 40ern, oder das Herrenhemd aus den 20ern.

Scharen pilgerten den Berg hinauf. Donnerstagabend in den 80ern. Ganz Junge ebenso wie die bereits Mittelalten. Die Punks vom Brunnen ebenso wie die Leute von der Stadtzeitung oder den Wupper Nachrichten.

Tanzen bis zum Nassgeschwitzsein. Mit Gummistiefeln nicht ganz so locker wie sonst, aber immer mittendrin.

Wackeltreff in der börse, eine großartige „Erfindung“ von Frank Gniffke, der gerne selber auflegte.

Keine Gummistiefel aber eine Augenklappe, trotzdem zum Tanzen, ging gar nicht ohne. Alle bedauerten einen,  war ja auch Stadtsatzung und Punks gegen Skins. Dabei hatte der Augenarzt nur ein Grieskorn entfernt.

Und Skins stürmten den Wackeltreff und man stand Stundenlang vor der börse und versuchte ein paar von denen zu überzeugen, dass man auch anders leben konnte. Ging schief. Die fanden uns einfach Scheiße.

Und nächste Woche wieder hin. Und dann die Woche auch. Eigentlich immer.

Wo sonst gab es so tolle Musik, wo konnte man sich sonst mit Freunden – und waren wir das damals nicht alle – so austoben. Aus Spaß, aus Frust oder weil man einfach gerne tanzte.

Immer die üblichen Verdächtigen. Ausgelassen. Flirtend. Das auch. Manchmal betrunken. Immer fröhlich. Immer aufgeregt.

Und wie die 80er vergingen, ging auch der Wackeltreff. Es gab ihn noch, aber unser Wackeltreff war das nicht mehr.

Nach dem Umzug war es auch nicht mehr unsere börse, aber das lag vielleicht auch am Älterwerden.

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2 Antworten auf Wackeltreff

  1. Frederick Mann Frederick Mann sagt:

    richtig ist eine
    großartige „Erfindung“ von Alex Wiederweg und Michael Cryns (beiden hat gern aufgelegt)

    Ich weiß ich war da als Zeitreisender

  2. Yvonne sagt:

    Meine erste Erinnerung an den Wackeltreff in der Viehhofstr.? Ich kam nachts so gegen 3.00 aus der Börse und suchte mein Auto bzw. das Auto meiner Mutter, das sie mir geliehen hatte. Ich war mir eigentlich ganz sicher, wo ich es geparkt hatte. Doch da stand es nicht mehr. Ein Anruf bei der Polizei, damals noch aus einer Telefonzelle, bestätigte, dass es abgeschleppt worden war. Zum Glück waren Freunde noch da, die mich erst nach Hause fuhren, um Geld zu holen, dann zur Wache, um die Strafe zu zahlen und anschließend mit dem Abholschein zum Abschleppunternehmer in der Simonstr., von wo ich das Auto nach Zahlung weiterer 100 DM wieder mitnehmen konnte.

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