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Der Wuppertaler Arrenberg ist ein Quartier im Wandel. Wer in dieser Zeit der Metamorphose traditionelle und alt bewährte Unternehmen sucht, der wird dennoch fündig. In der Arrenberger Straße 13 begrüßt Familie Schäfer mit ihrem Unternehmen seit Jahrzehnten ihre Kundschaft und erfüllt die Wünsche, die etwas mit Autoteilen, Elektronik und Elektrik sowie diversem Zubehör zu tun haben. Das Geschäft blickt auf eine lange Tradition zurück, die Wurzeln der Dienstleistungen und des persönlichen Kontaktes liegen seit je her am Arrenberg. Es gibt eine lebendige Firmen- und Familiengeschichte, die den Umbruch des Stadtquartiers mit Konstanz und Langlebigkeit bereichert.
Betritt man heute das kleine, aber auf jedem Quadratzentimeter hochwertig ausgestattete Geschäft, so wird man von Joachim Schäfer begrüßt und beraten. Joachim Schäfer ist allerdings nicht der Gründer, sondern vielmehr schon in zweiter Generation Ansprechpartner für seine Kunden. Sein Vater Wilhelm setzte 1931 den Grundstein für die Geschäftstätigkeit am Arrenberg, so dass sein Name auch heute noch für das Geschäft gegenüber der Trinitatiskirche steht.
Der Firmengründer, Wilhelm Schäfer, wurde 1905 in Gevelsberg geboren. Nach einer Lehre in seiner Heimatstadt zwang ihn die Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre zur Suche einer neuen Arbeitsstelle. Er wurde bei der Firma Edmund Hehrhahn in Wuppertal-Barmen fündig. Die Firma, die sich auf den Bau von Trafohäusern spezialisiert hatte, stattete mit ihren 150 Mitarbeitern die Stadt nach und nach mit den Trafohäuschen aus. Wilhelm Schäfer machte sich nun jeden Morgen mit dem Zug in das benachbarte Wuppertal auf, um in der Lohnbuchhaltung zu arbeiten, die er nach kurzer Zeit leitete.
Sein Chef war mir seiner Arbeit so zufrieden, dass er ihm die Leitung der 1931 neu eröffneten Filiale mit Sitz an der Friedrich-Ebert-Straße / Ecke Haarhausstraße anbot. Wilhelm Schäfer war als Filialleiter für den Batterieservice verantwortlich. In „seiner“ Filiale konnten die Wuppertaler nun ihre Batterien reparieren und in Stand setzen lassen.
Fünf Jahre später konnte Wilhelm Schäfer das Ladenlokal dann wirklich „sein eigen“ nennen. Für 500 Reichsmark kaufte er das Geschäft von Edmund Herhahn und erweiterte das Angebot um verschiedene Autoteile mit dem Schwerpunkt auf Elektrik und Zündungsteile. Das reine Geschäft mit Batterien wurde zunehmend unrentabel, was Wilhelm Schäfer rechtzeitig erkannt hatte.
Der Zweite Weltkrieg setzte den unternehmerischen Aktivitäten des jungen Firmeninhabers zunächst ein Ende, Wilhelm Schäfer wurde von der Wehrmacht eingezogen. 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft auf den Rheinwiesen nach Wuppertal zurück und nahm die Geschäftstätigkeit umgehend wieder auf.
In der Nachkriegszeit versuchte Wilhelm Schäfer zunächst durch Tauschhandel wieder Fuß zu fassen. So tauschte er seine Warenbestände, die über die Kriegsjahre im Keller des Hauses gelagert hatten, zum Beispiel gegen Stacheldraht und Nägel. Diese wurden vor allem im Münsterland benötigt, da die Kriegsmaschinerie die Weidezäune niedergerissen hatte. Die Bauern bezahlten ihn im Gegenzug mit „einem halben Rind oder Schweinefleisch“. Mit der Zeit verbesserte sich die Versorgungslage durch den Neuaufbau der Produktionsstätten und Wilhelm Schäfer begann wieder mit dem Verkauf von Elektroartikeln für Automobile. Eine besondere Tätigkeit bestand auch in der Umrüstung der Fahrzeuge in den Nachkriegsjahren. Während des Krieges waren etliche Fahrzeuge mit Tarnleuchten ausgestattet und umgebaut worden, um von den Alliierten nicht erkannt zu werden. Nun kamen viele Kunden zu Wilhelm Schäfer, um die Autos wieder mit normalen Scheinwerfern zu versehen. Für die Schäfers waren diese Aufträge ein „Riesengeschäft“, denn auch Großkunden, wie Ford Vonzumhoff, wandten sich an das Familienunternehmen.
Der heutige Besitzer Joachim Schäfer begann als kleiner Knirps in den frühen 50ern seinem Vater im Geschäft zu helfen, indem er Ware versandfertig verpackte. Da die Familie am Buschhäuschen wohnte, brachte Joachim Schäfer seinem Vater täglich nach der Schule das Mittagessen in einem „Henkelmann“ vorbei. Der Tretroller war zu dieser Zeit sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Dieses wurde ihm an einem Tag jedoch zum Verhängnis, da er auf dem Weg zu seinem Vater im frischen Teer der Straße stecken blieb. Nicht nur das Essen, auch seine neue Lederhose überstanden die „Vollbremsung“ nur bedingt. Ob sein Vater an diesem Mittag satt wurde, blieb ihm wohl selber überlassen…
1957 wurde die Familie Schäfer am Arrenberg endgültig heimisch. Wilhelm Schäfer kaufte das Haus an der Arrenberger Straße 13, in das die Familie und das Geschäft umzogen.
Vier Jahre später fing Joachim Schäfer dauerhaft im Geschäft seines Vaters an. Seine große Liebe galt zu dieser Zeit allerdings der Natur. Sein Traum war es daher auch Förster zu werden. Wiesen und Wälder in Wuppertal hatte Joachim Schäfer vor allem durch Ausflüge mit dem CVJM kennengelernt. Seine Lieblingslektüren bestanden aus Tier- und Naturbüchern. Im Grunde war ihm jedoch klar, dass er seinem Vater innerhalb des Betriebes helfen würde. Seit über 50 Jahren ist Joachim Schäfer in seinem Geschäft am Arrenberg daher ein bekanntes und beliebtes Gesicht.
„Sein Geschäft“ wurde es 1976, als sich der Vater allmählich aus der Arbeitswelt zurückzog und Joachim Schäfer seine Stelle einnahm. Er heiratete 1967. Seine Frau gab ihren Beruf auf und arbeitete ebenfalls im Familienbetrieb mit.
Viel Freizeit blieb damals nicht, Arbeitstage bis weit nach 22 Uhr waren eher die Regel als die Ausnahme. In den Abendstunden wurden, auch mit Hilfe eines Angestellten, der „Papierkram und die Bestellungen“ erledigt. Joachim Schäfer schaut auch heute noch gern auf diese Zeit zurück, da ihm die oft anstrengende und zeitintensive Arbeit immer Freude bereitet hat.
Auch am Wochenende stand selten der Müßiggang. Dann ging Joachim Schäfer seinem „Nebenjob“ nach. Im Posaunenchor der gegenüberliegenden Trinitatiskirche spielte Joachim Schäfer Posaune. Die Leidenschaft zur Musik entstand, als er 13 Jahre alt war und seine erste eigene Posaune von den Eltern bekam. So nutzte Joachim Schäfer auch in späteren Jahren der Berufstätigkeit die Wochenenden und Feiertage, um mit seinem Posaunenchor in sozialen Einrichtungen zu spielen. Die Feier des Heiligen Abends begann immer ohne den Vater, da dieser noch mit dem Blasorchester für kranke Kinder und alte Menschen unterwegs war.
Seine Frau machte ihn zudem darauf aufmerksam, dass ein Orchester am Bahnhof Steinbeck proben würde, sie hatte die weltliche Musik zufällig im Vorbeigehen vernommen. Wilhelm Schäfer schloss sich dem Orchester daraufhin an. Als das Orchester im Laufe der Jahre als „Seniorenorchester“ angekündigt wurde, kam es für Joachim Schäfer zu einem besonderen Erlebnis: sein Orchester und er wurden im Wuppertaler Schauspielhaus von der legendären Pina Bausch für eines ihrer Stücke engagiert. Noch heute dient ein Bildband als „Beweis“ für einen Höhepunkt im musikalischen Leben des Posaunisten.
Im Posaunenchor war Wilhelm Schäfer auch weiterhin engagiert. Mit der Schließung der Trinitatiskriche löste sich dieser allerdings, nicht nur zum Bedauern der Musiker, auf.
Die 70er Jahre stellten nicht nur aufgrund des Hauskaufes und der Fortführung des Geschäftes durch Joachim Schäfer in zweiter Generation die Weichen für den Bestand des Familienunternehmens. In diesen Jahren wurde Joachim Schäfer zudem Vater und die Geschichte erfährt eine weitere generationenübergreifende Fortsetzung. Auch sein Sohn Axel Schäfer ist seit vielen Jahren ein bekanntes Gesicht im Familienbetrieb am Arrenberg.
Er begann mit 16 Jahren seinem Vater im Geschäft zu helfen. Als Bote für das Mittagessen war er allerdings nicht zuständig, da dieses ja nur eine Etage über dem Betrieb zubereitet wurde. Die Gefahr, dass das Sättigungsgefühl einer frisch geteerten Straße zum Opfer fiel, war also gebannt. Axel Schäfer war motorisiert und konnte mit seinem Motorroller Transporte zu den Kunden übernehmen. Damit entlastete er Joachim Schäfer sehr, da die Auslieferung einen Großteil der Arbeit einnahm. Stellte Axel Schäfer sein „Firmenfahrzeug“ nach der Kundenbelieferung ab, so schrieb er mit seinem Vater Rechnungen und half ebenfalls bei der Bearbeitung der Bestellungen. So lernte auch Axel Schäfer die Abläufe des Geschäftes und die Kundenbetreuung von der Pieke auf. Eine zeitliche Belastung war die Arbeit auch für Axel Schäfer nicht. Vielmehr stand die Freude an der Tätigkeit und das Selbstverständnis seinem Vater zu helfen im Vordergrund.
Eine weitere Parallele zum seinem Vater ist auch bei Axel Schäfer die Liebe zur Musik. Bei ihm war es nicht ein Orchester, sondern die Wuppertaler Kurrende, die ihn vor großes Publikum brachte. Spielte der Vater für Pina Bausch, so hatte Axel Schäfer, vermittelt durch die Kurrende, Auftritte im Wuppertaler Opernhaus, die ihm noch immer als besondere Momente in Erinnerung geblieben sind.
Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert Axel Schäfer momentan ein Studium mit dem Schwerpunkt auf Marketing und Vertrieb. Erneut werden die Weichen gestellt. Auch wenn Joachim Schäfer in seinem Geschäft noch „voll im Saft steht“, ist der Fortbestand des Traditionsunternehmens auch nach seinem Rückzug gesichert. „So lange, wie es halt geht“ möchte Joachim Schäfer für seine Kunden zur Verfügung stehen. Für die Zeit danach steht sein Sohn Axel bereit, der keinen Zweifel daran hegt, den Betrieb auch in dritter Generation weiterzuführen. Den Menschen werden auch weiterhin die Fragen rund um Autoteile und -elektrik von den Schäfers am Arrenberg beantwortet werden.
Joachim und Axel Schäfer, vielen Dank für die wunderbaren Geschichten und Einblicke in die Geschichte ihres Familienunternehmens und des Viertels.
Wir werden uns sicherlich noch oft vor dem Jahre 2031 wiedersehen, in dem ihr Betrieb das 100-jährige Jubiläum feiert – vielleicht im Café Simons. Nach ihrer Einladung liegt der Ball ja nun auf unserer Seite…
Mit den besten Wünschen für die Zukunft,
Inge Karsties und Moritz Brunecker