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Hier ist nun alles, was meine Schwester Annegret noch in Erinnerung hatte. Aufgezeichnet von Erika Schormann, geb. Bröking.
Im Frühjahr 1946 zog die Familie von Pastor Bröking nach Wuppertal-Sonnborn, ganz in die Nähe des Wuppertaler Zoologischen Gartens. Von dort wurde die Trinitatiskirche betreut.
Pfarrer Erich Bröking fuhr, oft auch begleitet von seiner Frau Hildegard, zum Arrenberg in einen Behelfsgemeinderaum in der Simonsstraße, denn Kirche und Pfarrhaus lagen noch in Trümmern. Berge von Schutt mussten aus der Kirche weggebracht werden. Auf alten Fotos, die leider bislang nicht aufgetaucht sind, sah man eine große Schar von Gemeindegliedern zusammen mit Pastor Bröking die Kirche enttrümmern.
Frau Bröking rief einen Mütterkreis ins Leben, später folgte ein Singkreis für Kinder und schließlich die Frauenhilfe. Mehr als vier Jahre wurde die Pfarrstelle so geführt, bis am 10.12.1954 der Einzug in das Pfarrhaus Arrenberger Str. 10 folgte. Die Kirche und das Pfarrhaus waren nun wieder aufgebaut.
Rings um das Kirchengrundstück gab es Trümmer zerstörter Häuser, erst in den späten 50er Jahren kamen schwere Baumaschinen, um die Häuser wieder aufzubauen. Für uns als Kinder waren die Trümmer der beste Versteckspielplatz gewesen, den man sich denken konnte. Später beim Wiederaufbau lagen riesige Sandhaufen auf den Straßen. Besonders mit sogenanntem Grabsand ließen sich die tollsten Straßenzüge bauen mit Unterführungen und Tunnels, auf denen wir unsere kleinen Spielzeugautos sausen ließen.
Autos gab es kaum im Quartier. Oft sah man einen Bierkutscher von der Brauerei Bremme die Arrenberger Straße entlang fahren. Ein schöner Anblick mit den starken Kaltblut-Pferden!
Überhaupt lag bei Ostwind der ganze Arrenberg unter einer Dunstglocke von Gegorenem. Mir liegt der starke Geruch von gärendem Gerstengemisch noch heute in der Nase.
Als Anfang der 60er auch das Evangelische Gemeindehaus errichtet war, blühte die Jugendarbeit auf: Jungschar und Posaunenchor gaben der Gemeinde ein junges Gesicht! Da war was los, da wollte man dabei sein. Es entstand sogar eine Dunkelkammer für den Fotokreis, eine technische Errungenschaft, die sich die einzelnen Familien gar nicht leisten konnten in diesen ersten Jahren nach dem Kriegsende. Jungscharleiter, Vikarinnen und Vikare prägten jetzt die Gemeinde mit und führten Jugendfreizeiten unter dem Dach des CVJM durch. (CVJM bedeutete Christlicher Verein Junger Männer, heute heißt es Christlicher Verein Junger Menschen und ist auch für Mädchen offen). Diese Freizeiten gingen meist ins Oberbergische und waren sehr beliebt!
Mitte der 60er Jahre wurde die Gemeinde zu groß für eine Pfarrstelle. Es gab einen zweiten Pastor für den Arrenberg, ein Zeichen für das Wiederaufleben dieses vom Krieg so schwer getroffenen Kiezes.
Am 27. April 1975 wurde unser Vater, Pastor Bröking, mit einem Abschiedsgottesdienst in den Ruhestand entlassen.
Es war uns eine Freude, hier als Zeitzeugen einen kleinen Beitrag leisten zu können. Wir wünschen dem Arrenberg für seinen neuerlichen Aufbruch in spannende Zeiten viel Rückenwind für das Jahr 2012 und die kommenden Jahre.
Dr. Annegret Gerner, geb. Bröking,
und
Erika Schormann, geb. Bröking, Berlin